Was heisst es, im Sozialwesen zu arbeiten? Was bereitet Schwierigkeiten und was ergibt Sinn? Sechs Fachleute von Brüggli erzählen, was sie motiviert.

Teamleiterin Logistik
«Neugierig und vorurteilsfrei»
Wenn ich mitbekomme, welch beschwerlichen Weg viele Menschen gegangen sind, bevor sie zu Brüggli kommen, berührt mich das jeweils. Umso mehr bin ich motiviert, ihnen bei der Suche nach einer geeigneten Lösung zur Seite zu stehen. Ich freue mich, wenn ich mit meiner Arbeit bei Brüggli etwas dazu beitragen kann, dass sich Menschen positiv entwickeln und in ihrem Arbeitsgebiet befriedigend einbringen können. Nur für die Gewinnmaximierung zu arbeiten, würde mich auf Dauer wohl nicht glücklich machen. Es ist meine Leidenschaft, mich für Lernende und Menschen mit Rente einzusetzen und ihnen Unterstützung zu bieten. Ich freue mich sehr, wenn sie ihren Platz bei Brüggli oder im ersten Arbeitsmarkt gefunden haben und glücklich sind.
Ich denke, dass Mitarbeitende mit Rente und Lernende von Brüggli und von der IV im Allgemeinen gut unterstützt werden. Dennoch würde ich es begrüssen, wenn Brüggli mehr geschultes Fachpersonal zur Verfügung hätte. Zudem wünsche ich mir mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Rente im ersten Arbeitsmarkt, in dem nicht nur die Leistung und der Gewinn, sondern die Menschen und ihre persönlichen Ressourcen und Stärken im Vordergrund stehen.
Wer im sozialen Bereich arbeiten will, dem rate ich, Menschen immer wieder neugierig zu begegnen, Vorurteile abzubauen und das Gespräch mit ihnen zu suchen. Auch der Schutz und der Erhalt der eigenen psychischen Gesundheit sind wichtig. Für meine Psychohygiene pflege ich soziale Kontakte, bin gerne in der Natur und treibe Sport. Zum Beispiel unternehme ich Fahrradtouren, gehe walken, Wandern oder ins Pilates. So gelingt mir ein guter Ausgleich zur Arbeit.
«Mensch ist Mensch»
Ich bin aus Leidenschaft Koch geworden und es bereitet mir viel Freude mit Menschen zu arbeiten. Bei Brüggli mit Menschen mit Schwierigkeiten zusammenzuarbeiten, ist eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle. Gemeinsam Lösungen zu finden und die Entwicklungen der Menschen beobachten zu können, bedeutet mir viel. Die Arbeit in der Küche ist spannend und abwechslungsreich. Es ist schön, den Mitarbeitenden mit Rente und den Lernenden etwas beibringen zu können, dass sie nicht nur beruflich, sondern auch privat weiterbringt. Das Schönste für mich ist aber, wenn ich ihre Erfolge und Fortschritte beobachten kann und wir uns gemeinsam darüber freuen können.
Es ist wichtig, die Balance zwischen Fordern und Überfordern zu wahren. Menschen mit einer Beeinträchtigung erfahren von der Gesellschaft immer mehr Wertschätzung. Ich nehme die Menschen so wie sie sind und mache keine Unterschiede – Mensch ist Mensch.
Ich habe das Glück, dass ich gut abschalten kann, sobald ich Feierabend habe. Ich lasse negative Geschichten und Emotionen aus dem Berufsleben nicht an mich heran. Einen idealen Ausgleich finde ich beim Motorradfahren. Dann fahre ich dem beruflichen Stress einfach davon.

Küchenchef und Co-Centerleiter Usblick

Bereichsleiter Brüggli Admedia
«Es ist wichtig, einen guten Ausgleich zu finden»
Es ist mir wichtig, jeden Menschen individuell zu begleiten, denn jeder Mensch ist anders. Darum müssen immer wieder neue Lösungen entwickelt und andere Wege beschritten werden. Das macht diese Arbeit spannend und anspruchsvoll. Vor allem faszinieren mich die Vielfalt und die Nachhaltigkeit meiner Arbeit.
Es gelingt mir gut, mich in meiner Freizeit von meiner Arbeit abzugrenzen. Klar, trotzdem kommt es hin und wieder vor, dass man die Geschichten der Menschen mit nach Hause nimmt. Darum ist der Ausgleich wichtig. Bei mir sind das der Sport und die Zeit mit meiner Familie. Ausserdem ist es immer gut, im Team offen über Spannungsfelder und Herausforderungen zu sprechen.
Die grösste Herausforderung ist für mich, den vielen Ansprüchen gerecht zu werden. Der Auftrag der IV, der jeweilige Ausbildungsinhalt, das Agogische im Zusammenspiel mit dem Wirtschaftlichen: Es ist viel, und da gilt es die Balance zu wahren – für einen selbst und für alle Beteiligten. Der administrative Aufwand ist grösser geworden.
An der Invalidenversicherung gibt es gute und schlechte Seiten. Es gibt viele sinnvolle Regelungen, jedoch sind die Entscheide nicht immer nachvollziehbar. Zudem kommt es vor, dass Ärzte wichtige Entscheide hinter dem Rücken der Patienten fällen.
Wenn Menschen ihre Ausbildung abgeschlossen haben oder bei Brüggli eine Arbeit haben, die sie erfüllt, dann freue ich mich immer sehr. Zu sehen, wie Menschen vorankommen: Das sind die schönsten Momente in meiner Arbeit.
«Den bestmöglichen Rahmen bieten»
Bevor ich zu Brüggli kam, arbeitete ich in der Marketingabteilung von Lidl. Dort durfte ich nicht nur in meinem Fachbereich wachsen, sondern auch als Berufsbildner und Prüfungsexperte junge Menschen auf ihrem Weg begleiteten. Eine besondere Erfahrung war die Unterstützung einer jungen Frau mit Asperger-Syndrom, die mein Interesse für die soziale Arbeit nachhaltig weckte. Als sich mir die Möglichkeit bot, bei Brüggli zu arbeiten, nahm ich diese mit grosser Freude an. Meine Tätigkeit bei Brüggli empfinde ich als überaus erfüllend und sinnstiftend. Hier kann ich nicht nur ökonomisch einen wertvollen Beitrag leisten, sondern auch sozial, indem ich Menschen unterstütze und ihnen helfe. Das Schönste an meinem Beruf ist es, zufriedene Klienten zu erleben, die die Arbeit von Brüggli und mein Engagement schätzen. Mein Ziel ist es, ihnen genau das zu geben, was sie brauchen, und ihnen den bestmöglichen Rahmen für ihre Arbeit und ihr Lernen zu bieten.
Natürlich gibt es auch Herausforderungen. Manchmal endet ein Arbeitsverhältnis unerwartet oder eine Lehre wird abgebrochen, was ich immer sehr bedauere. In solchen Momenten mache ich mir viele Gedanken und suche nach Lösungen. Es ist mir ein grosses Anliegen, dass Menschen mit Schwierigkeiten die Unterstützung erhalten, die sie verdienen. Leider stelle ich fest, dass die Ressourcen im Sozialwesen immer knapper werden – weniger Personal, weniger finanzielle Mittel und somit sinkt letztlich die Arbeitsqualität. Das geht oft zu Lasten der Betroffenen, was mich sehr nachdenklich stimmt. Ich glaube fest daran, dass mehr Engagement von staatlicher Seite notwendig ist, um das Sozialwesen zu stärken. Wenn wir alle ein bisschen hilfsbereiter wären und uns mehr füreinander einsetzen würden, könnten wir die Welt gemeinsam ein kleines Stück besser machen.
Am Ende eines erfüllten Arbeitstages nehme ich mir gern kurz Zeit, um mir den Tag nochmals durch den Kopf gehen zu lassen, bevor ich mich meiner Freizeit widme. Den idealen Ausgleich finde ich im Sport, in der Video- und Fotografie oder beim kreativen Gestalten.

Abteilungsleiter Agentur Brüggli Admedia

Abteilungsleiterin Wohnen
«Man muss über den Tellerrand schauen»
Bei Brüggli kann ich Gutes bewirken, werde gebraucht und bekomme viele positive Rückmeldungen. Das gibt mir die Bestätigung, dass ich meine Arbeit richtig mache. Ich kann mich gut in meine Klienten hineinversetzen, ohne dass ich mich darin verliere. Ich habe Freude im Umgang mit jungen Menschen, an ihrer Entwicklung, an ihren Erfolgen und Fortschritten. Manchmal kommt es auch zu Rückschritten. Dann suchen wir gemeinsam nach Strategien und Lösungen.
Bei meiner Arbeit habe ich mit vielen IV-Berufsberaterinnen und -Berufsberatern zu tun, die sehr engagiert sind. IV-Abklärungen und -Anmeldungen nehmen leicht zu. Hierbei geht es zunehmend um Menschen, die mit grösseren, persönlichen, grundlegenden Problemen zu kämpfen haben. Gleichzeitig ist von Sparmassnahmen die Rede. Das ist für alle nicht einfach. Nichtsdestotrotz bietet die IV den Betroffenen eine sehr gute Unterstützung.
Auf dem Nachhauseweg versuche ich den Arbeitsalltag hinter mir zu lassen. Das will mir nicht immer gelingen. Musik, Fitness und Qigong – das ist eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform – helfen, mich zu entspannen und die Energie wieder fliessen zu lassen.
Wer denselben Beruf erlernen möchte wie ich, dem rate ich, viel auszuprobieren und viele Praktika zu machen, um sicherzugehen, dass die Berufswahl die richtige ist. Man muss sich zum Beispiel darüber im Klaren sein, dass Schichtarbeiten und unregelmässige Arbeitszeiten in dieser Branche üblich sind. Ausser-
dem ist psychische Stabilität sehr wichtig, sowie die Fähigkeit, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.
«Das Schönste sind die Erfolge der Lernenden»
Seit etwa 14 Monaten bin ich in der Abteilung Finanz- und Rechnungswesen bei Brüggli angestellt. Die Arbeit mit Zahlen, kombiniert mit der Unterstützung und Betreuung von Lernenden, finde ich sehr abwechslungsreich und spannend. Es bereitet mir grosse Freude, Menschen zu unterstützen und ihnen Wissen zu vermitteln. Das Schönste an meinem Job sind die Fortschritte und Erfolge der Lernenden. Zum Beispiel, wenn sie ihre Ausbildung erfolgreich abschliessen. 2019 habe ich selbst meine Lehre zur Kauffrau EFZ erfolgreich absolviert. Das ist noch nicht so lange her. Deshalb weiss ich genau, worauf es ankommt und kann den Lernenden viele nützliche Tipps mit auf dem Weg geben und sie so optimal unterstützen. Hin und wieder muss ich auch schwierige Gespräche führen. Das kann sehr herausfordernd und belastend sein. Doch das lasse ich nicht an mich heran. Ich versuche neutral damit umzugehen, besonnen und lösungsorientiert zu arbeiten. So kann ich viele wertvolle Erfahrungen sammeln und mich weiterentwickeln. Ich finde berufliches und persönliches Wachstum wichtig und bilde mich gern fort. Brüggli bietet für Kaderleute und Teamleiter so viele tolle Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an – besonders auch für Quereinsteiger. Es ist nie zu spät, den Beruf zu ergreifen, der einen glücklich macht.

Teamleiterin Finanz- und Rechnungswesen
Katja Wohlwend, Mitarbeiterin Unternehmenskommunikation; Michael Haller, Leiter Kommunikation & Kultur, Mitglied der Geschäftsleitung