Matthias Nutt trägt im Kantonsspital St.Gallen dazu bei, dass die zahlreiche IT-Hardware funktioniert. Hier hat er einen Arbeitgeber, der ihm vertraut und ihn fördert.

Nehmen wir mal an, nur kurz, Matthias würde als Politiker kandidieren. Auf seinem Wahlplakat könnten Versprechen wie diese stehen: «Ganz oder gar nicht.» — «Wenn, dann richtig» — «Mehr machen, weniger reden». So einer ist Matthias. Er weiss, was er will. Und er weiss, was er nicht will. Ist er ein Getriebener, der nicht nach links und nach rechts schaut? Nein, gar nicht. Aber angefressen ist er schon — die richtige Voraussetzung, um in der Informatik einer Organisation mit vier Spitalregionen und insgesamt 9600 Mitarbeitenden mitzuwirken.

Matthias strebt nach Autonomie

Matthias steigt 2019 bei Brüggli in die Ausbildung zum ICT-Fachmann EFT ein. Hinter sich hat er ein erstes Lehrjahr als Landmaschinenmechaniker und drei Jahre Kantonsschule mit Fokus auf Informatik. Nach mehreren Rückschlägen steht er vor einem Neubeginn. Die Diagnose ADS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom), die er schon als Kind erhalten hatte, führte zu verschiedenen Abklärungen und letztlich zu Brüggli. Hier macht er sich als junger Berufsmann bemerkbar, der dazugehören und mitlenken will, angetrieben von einem starken Streben nach Autonomie. «Übungen, die vor mir schon andere hundertfach gelöst haben?», sagt er, «das ist zwar gut und richtig, aber ich wollte mehr.» Und so unterstützte ihn Brüggli bei der Suche nach einem Praktikumsplatz im ersten Arbeitsmarkt. Zwei Praktika bei Eugster-Frismag mussten wegen der Corona-Pandemie vorzeitig abgebrochen werden. Aber Matthias liess nicht locker. «Er wollte losziehen, weg», sagt Simon Zürcher, Leiter Agogik in Brügglis Informatik, «die Selbständigkeit ist ihm wichtig.» Dabei kam positiv zum Tragen, dass Matthias bereits acht Monate Erfahrung gesammelt hat im Arbeitsmarkt. Er konnte im Unternehmen, wo sein Vater arbeitet, im Servicedesk mitwirken — «Vitamin B», sagt Matthias.

«Er ist ein absoluter Glücksgriff», sagt sein Vorgesetzter.

Die Grossen auf dem Radar

Begleitet von Brügglis Arbeitsassistenz hatte Matthias die ganz Grossen auf dem Radar: Swisscom, Migros … Konzerne mit komplexen IT-Herausforderungen. Das Kantonsspital St.Gallen (kurz KSSG) rückte sodann in den Fokus. Der junge Berufsmann hatte sich nicht einzig an Praktikumsplätzen orientiert, sondern die Stellenausschreibung grosser Unternehmen studiert. So wurde er darauf aufmerksam, dass das KSSG einen IT-Fachmann für die Radiologie suchte. Matthias nutzte diese Chance, wissend, dass er für die ausgeschriebene Stelle zwar nicht der Geeignete sein würde, aber vielleicht könnte er sich ja als Praktikant beweisen.

Sein Einsatz wird honoriert

Am KSSG fand sein beherztes Auftreten Anklang. Sarah Sturzenegger, HR-Spezialistin im Bereich Bildung, bot Hand. «Ich spürte viel Interesse und Tatendrang. Nicht alle potenziellen Praktikanten sind so entschlossen wie Matthias. Wir sahen: Er will es wirklich.» Und so kam es zu einem dreimonatigen Praktikum im Hardware-Support des sechstgrössten Spitals der Schweiz.

Aus den drei Monaten wurde ein halbes Jahr. «Wir wollten ihm Zeit geben», sagt sein Vorgesetzter Colin Elmer, «und ihm zeigen: Wir warten auf Dich.» Ein grosser Vertrauensbeweis: Es kommt zu einer weiteren Verlängerung des Praktikums — eineinhalb Jahre. Mehr noch: Matthias bekommt eine Festanstellung angeboten, vorausgesetzt er schliesst seine Ausbildung im Sommer 2022 erfolgreich ab. Das gelingt ihm vorbildlich. Und so gehört er seit August 2022 als Fachspezialist Hardware-Support zum rund 180-köpfigen IT-Team des KSSG.

Im Praktikum hat Matthias beweisen können, was ihm die Arbeit bedeutet.

Zeit lassen, Sicherheit geben

Es ist das grosse Finale einer Integrationsgeschichte, die zeigt, was möglich ist, wenn alle in dieselbe Richtung blicken. Das eine ist Matthias› Wille und Fleiss. Das andere ist die Bereitschaft seines Vorgesetzten Colin Elmer, der an den jungen Mann glaubt und ihm dies von Anfang an zu verstehen gibt. Zeit lassen, Sicherheit vermitteln, sich kennenlernen: Colin Elmer konzentrierte sich nicht einzig auf die fachlichen Qualitäten, sondern wollte gewährleisten, dass es im Team klappt.

Die IT des Kantonsspitals St.Gallen ist stark gefordert. Matthias mag es, wenn es läuft.

«Keine typische IT»

Im Hardware-Support des KSSG arbeiten einstige Lastwagenchauffeure, Zugführer und Elektroniker, zum Beispiel, die sich umgeschult und weitergebildet haben. «Wir sind keine typische IT», sagt Colin Elmer. «Wir sind sowas wie ein industriell geprägtes Team innerhalb der Informatik». Wie würde sich Matthias einfügen? Es zeigte sich: es ist genau das richtige Umfeld. Der junge Mann honoriert das Vertrauen, das ihm geschenkt wird, mit Loyalität und Wissbegier. «Ein absoluter Glücksgriff», sagt Colin Elmer. Er wurde super im Team aufgenommen, als würde er schon zehn Jahre hier arbeiten.» Einzig die Pünktlichkeit sei am Anfang ein Thema gewesen.

Jeder Tag bringt Neues

Matthias schätzt die Freiheit. Seinen Vorgesetzten beurteilt er als offen, herzlich, humorvoll. «Es ist perfekt für mich. Ich werden gefördert und gefordert. Ich kann Probleme lösen und einen Mehrwert schaffen fürs Unternehmen.» Zu seinen typischen Arbeiten gehören die Wartung und Reparatur elektronischer Geräte, der Support vor Ort, wenn ein Tablet oder Computer streikt, oder die Bewirtschaftung des grossen Lagers. Jeder Tag bringt Neues, im Grossraumbüro, in der Werkstatt, im Materiallager oder in einer der vielen medizinischen Einrichtungen, wo ein rascher IT-Support zur guten Betreuung der Patienten beiträgt. Seine Kunden sind Professoren und Ärztinnen, Seelsorger oder Spitalgärtner. Colin Elmer attestiert Matthias, dass er alle gleich behandelt.

«Ich kann Probleme lösen und einen Mehrwert schaffen.»

Ein grosses Einsatzgebiet

9000 Computer, 2000 Druckergeräte, 3800 WiFi- und 500 VoIP-Telefone, 400 Smartphones: Die Anzahl Geräte ist riesig. Und es stehen grosse Herausforderungen an. Das KSSG wird über mehrere Jahre hinweg erneuert und erweitert; es ist aktuell eine der grössten Baustellen der Ostschweiz. Im Bereich des digitalen Patientenflusses werden neue Kommunikations- und Informationssysteme aufgebaut. Tausende neue Geräte werden installiert und der Umzug von 800 Arbeitsplätzen steht bevor. Der Wirkungskreis von Matthias umfasst weit mehr als das Zentrumsspital in der Kantonshauptstadt. Die IT des KSSG ist auch für die Spitäler Grabs, Wil und Uznach zuständig.

Alles andere als langweilig: genau richtig für Matthias. Er ist im Juni aus dem Liechtensteinischen nach St.Gallen gezogen. Es ist ein Neubeginn für den jungen Berufsmann. Dem Imkern und dem Samariterverein Romanshorn bleibt er treu — ein Ausgleich zur liebgewonnenen Arbeit im lebhaften Kantonsspital St.Gallen.

Michael Haller, Leiter Kommunikation & Kultur, Mitglied der Geschäftsleitung

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