Die Arbeit bei Brüggli habe sein Leben positiv verändert, sagt Hanspeter Gmür. Nach 20 Jahren im Technischen Büro steht er kurz vor der Pensionierung.

Als Architekt wollte Hanspeter Gmür dazu beitragen, das Stadt- und Landschaftsbild der Schweiz nachhaltig zu prägen. Das anspruchsvolle Architekturstudium schloss er ab, doch der Preis dafür war hoch. Der permanente Druck und enorme Stress, die auf seinen Schultern lasteten, machten ihn chronisch krank. Es entwickelten sich Psychosen und bald wurde bei ihm Schizophrenie diagnostiziert. Hanspeter liess sich nicht unterkriegen und bewarb sich dennoch weiter um einen Arbeitsplatz. Doch es folgte eine Absage nach der anderen. «Und wenn ich doch mal Arbeit fand, dann immer nur sehr kurz», sagt er. Bald war er ausgesteuert und wohnte mit Anfang 30 immer noch bei seinen Eltern. Eine eigene Wohnung konnte er sich nicht leisten. Das belastete nicht nur ihn, sondern auch seine Eltern. Immer mehr fühlte er sich an den Rand der Gesellschaft gedrängt. «Das war eine sehr schlimme Zeit. Ich war unzufrieden und fühlte mich überhaupt nicht mehr wohl», erinnert er sich.

Ein lebhafter Arbeitsplatz

2004 wandte sich alles zum Guten, denn Hanspeter fand dank der IV bei Brüggli eine Tätigkeit und die Stabilität und Sicherheit, die ihm im Leben so sehr fehlten. «Weil ich noch an keinem Ort längerfristig gearbeitet hatte, habe ich mir damals das Ziel gesetzt, länger als zwei oder drei Jahre bei Brüggli zu bleiben. Dass daraus 20 Jahre werden, hätte ich aber niemals gedacht», sagt er lachend. Am Anfang konnte er zwischen Qualität & Management (Q&M), einer etwas ruhigeren Abteilung, und dem Technischen Büro, einem etwas lebhafteren Arbeitsplatz, auswählen. Er entschied sich für das Technische Büro. Dem ist er bis heute treu geblieben. Von Anfang an arbeitet er im Einkauf. Dort hat er es mit verschiedenen Lieferanten zu tun. Im Technischen Büro hilft er Lernenden im Tagesgeschäft und greift seinen Vorgesetzten unter die Arme. Besonders viel Spass machen ihm anspruchsvolle Tätigkeiten, mit Zahlen zu jonglieren und Statistiken zu erstellen. Lagerbestandsaufnahmen und Erstmusterberichte für den Mulchroboter Scarabaeus gehören ebenso zu seinem Arbeitsalltag dazu. Eintönige Routineaufgaben sind nicht sein Ding, denn Hanspeter favorisiert Arbeit, die abwechslungsreich und spannend ist.

«Er widmet sich seiner ARbeit mit ganzem Herzen.»

Auf Hanspeter ist Verlass

«Bei Brüggli zu arbeiten bedeutet mir viel», sagt er, «Ich gewann durch Brüggli Stabilität und Sicherheit.» Er konnte sein Leben positiv verändern. Er erholte sich finanziell, zog in seine erste eigene Wohnung und konnte sich ein Auto leisten. Diese Unabhängigkeit und Freiheit zu erlangen war ihm immer wichtig. Im Technischen Büro wird er gebraucht und geschätzt, wie seine Teamleiterin Giovanna Alberti bestätigt: «Er ist jemand, der sich mit ganzem Herzen seiner Arbeit widmet. Wir sind froh, ihn in unserem Team zu haben, denn er ist eine grosse Unterstützung. Ich kann mich zu hundert Prozent auf ihn verlassen.» Im Technischen Büro konnte Hanspeter dazulernen und sich positiv weiterentwickeln. Doch nicht nur an sich, sondern auch in seinem Arbeitsumfeld bemerkte er eine positive Veränderung: «Früher war es hier immer so still, sehr ernst und steif. Inzwischen hat sich die Stimmung sehr gebessert», sagt er. So sei das Team humorvoller und lockerer geworden. «Das wirkt sich auch auf die Lernenden aus. Ich denke, sie arbeiten heute viel lieber hier als noch vor etwa zehn Jahren», sagt Hanspeter. In all den Jahren lernte er jede Menge Menschen kennen, sah sieben Teamleiter kommen und gehen und konnte viele Freundschaften schliessen, die ihm guttun.

«Wir können uns zu hundert Prozent auf ihn verlassen.»

Pensionierung steht bevor

2024 wird Hanspeter Gmür sein 20-Jahre-Dienstjubiläum feiern und ein Jahr später in den Ruhestand gehen. Er merke nun immer mehr, dass er inzwischen zur älteren Generation bei Brüggli gehöre. «Darum denke ich: Es ist Zeit zu gehen. Somit räume ich gern meinen Platz», sagt er. Die bevorstehende Pensionierung löse in ihm Unsicherheit aus. «Denn schliesslich ist Brüggli eine grosse Stütze in meinem Leben.». Die Lücke, die Brüggli hinterlässt, gilt es zu füllen – etwa mit einem besonders zeitintensiven Hobby wie Reisen. Neugierig und abenteuerlustig wie Hanspeter Gmür ist, packt er mindestens einmal im Jahr die Koffer, um ferne Länder und Kulturen für sich zu entdecken. Er hat schon viel von der Welt gesehen. Zum Beispiel besichtigte er Leuchttürme in der Bretagne, schaute sich verfallene Burgen in Schottland an, besuchte den Eifelturm in Paris und unternahm eine wilde Kanutour in Oslo.

«Ich gewann durch Brüggli Stabilität und Sicherheit.»

Nun ist er bereit für neue Abenteuer. Sein nächstes Reiseziel heisst Vancouver und soll 2024, kurz vor seiner Pensionierung, angesteuert werden. Hanspeter möchte seine Pensionierung aber vor allem dafür nutzen, um sich mehr um seine mittlerweile pflegebedürftige Mutter zu kümmern. Schon jetzt unterstützt er sie im Alltag, hilft ihr beim Einkaufen oder begleitet sie zu Arztterminen. Sie verbringen so viel Zeit wie möglich miteinander, unternehmen gemeinsam Ausflüge oder lassen sich in einem Restaurant kulinarisch verwöhnen. Das brachte Hanspeter Gmür auf eine Idee: «Vielleicht kann ich mich in Zukunft ehrenamtlich in einem Alters- oder Pflegeheim engagieren.»

Katja Wohlwend, Mitarbeiterin Unternehmenskommunikation

Was ist Schizophrenie?

Auch wenn der Begriff Schizophrenie im altgriechischen «gespaltene Seele» bedeutet, hat die Erkrankung nichts mit einer Persönlichkeitsspaltung zu tun. Verhaltensauffälligkeiten von Betroffenen sind ausschliesslich auf ihre veränderte Realitätswahrnehmung zurückzuführen, nicht auf ihre Persönlichkeit. Schizophrenie stört das Denken und die Gefühlswelt der Betroffenen. Typische Beschwerden sind Halluzinationen, Wahnvorstellungen sowie Konzentrations- und Gedächtnisprobleme. Schizophrenie ist meist genetisch bedingt. Das heisst, dass Menschen mit Verwandten, die an Schizophrenie erkrankt sind, nachweislich ein höheres Erkrankungsrisiko haben. Genetische Faktoren sind jedoch nicht die einzige Krankheitsursache. Veränderungen im Hirnstoffwechsel und verschiedene Umwelteinflüsse wie etwa Stress oder eine grosse psychische Belastung spielen ebenso eine Rolle. Die Krankheit ist bisher nicht heilbar. Sie kann jedoch medikamentös behandelt werden. Auch eine Verhaltens- oder Psychotherapie kann die Symptome lindern und die Lebensqualität der Betroffenenverbessern.

Quellen:
Schizophrenie – Psychiatrie St.Gallen
www.lebenmitschizophrenie.ch
www.guido-fluri-stiftung.ch/de/leben-mit-schizophrenie

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