Nach einem Arbeitsunfall war das Leben von Nikollë Desku nicht mehr was es einmal war. Bei Brüggli kann er zeigen, was noch immer in ihm steckt.

Das Leben ist wie ein Schachspiel. Bewegungen müssen gut überlegt sein; sie lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Aus Fehlern kann man lernen und so werden die Bewegungen von Mal zu mal besser. Einer, der es wissen muss, ist Nikollë Desku. Seit vielen Jahren ist er ein leidenschaftlicher Schachspieler und beim hiesigen Schachklub ein aktives Mitglied. Seine Vereinskollegen trifft er einmal wöchentlich, um sie für ein oder zwei Schachpartien herauszufordern. Doch für ihn geht es nicht ums Gewinnen. Freundschaften und die Freude am Spiel sind ihm viel wichtiger als ein Schachmatt. Seit einem Arbeitsunfall weiss er solche Dinge noch viel mehr zu schätzen. Vor 26 Jahren fiel Nikollë vom Dach und stürzte über fünf Meter in die Tiefe. Die Folgen sind schwere gesundheitliche Schäden, die seinen Alltag bis heute beeinträchtigen. «Meine Fusssohlen brennen unentwegt und meine Gelenke schmerzen, weil sie entzündet sind», sagt er. Um nachts schlafen zu können, muss er auf Beruhigungsmittel zurückgreifen. Durch die Einnahme von verschiedenen Medikamenten hat Nikollë zusätzlich mit verschiedenen Nebenwirkungen zu kämpfen. Unzählige Therapien, Operationen und Behandlungen hat er schon hinter sich – jedoch vergebens. Aber anstatt frustriert oder traurig zu sein, ist Nikollë dankbar. Er ist überzeugt, dass ihn ein Schutzengel vor Schlimmerem bewahrt habe. Er hätte auch im Rollstuhl landen oder sterben können.

Nikollë fiel vom Dach und stürzte über fünf Meter in die Tiefe.

Keine Lösung in Sicht

Nach seiner Rehabilitation wollte er zu seinem alten Job als Stahl- und Metallbauer zurückkehren. Aber aufgrund seiner gesundheitlichen Beschwerden war er dazu nicht mehr in der Lage. Also absolvierte Nikollë eine Umschulung zum Konstrukteur CAD. «Ich war sehr überrascht, dass mir das so gut gelang», sagt er. Doch eine Wiedereingliederung in den ersten Arbeitsmarkt ging schief. Schmerzlich musste er einsehen, dass er nicht mehr in der Lage war, langfristig leistungsfähig zu bleiben. Nachdem ihm eine IV-Rente zugesprochen wurde, wollte er sich bei Brüggli bewerben. Schliesslich ist ihm Brüggli schon früher positiv aufgefallen. Stets brachte er seine Computer zur Brüggli-Informatik, um sie reparieren und aufbereiten zu lassen. Doch mit einer Anstellung wollte es damals noch nicht klappen. Eine andere Lösung war nicht in Sicht. Also musste Nikollë wohl oder übel zu Hause bleiben. Nicht arbeiten zu gehen, war für den einst so fleissigen Mann eine grosse psychische Belastung. «Das war überhaupt nicht meine Welt», sagt er.

Das Glück ist auf seiner Seite

Nikollë hatte genug. Er wollte nicht mehr bloss eine Schachfigur, sondern wieder Schachspieler sein. Also bewarb er sich vor knapp drei Jahren erneut bei Brüggli. Dieses Mal war das Glück auf seiner Seite und er bekam eine Jobzusage. Seitdem arbeitet er in der Abteilung Qualität & Service. Endlich kann er wieder einer sinnvollen Arbeit nachgehen und zeigen, was in ihm steckt – ganz ohne Leistungsdruck und Stress. «Mein Potenzial ist immer noch vorhanden. Ich mache was ich kann – Schritt für Schritt», sagt er. Die Arbeit bei Brüggli bereitet ihm grosse Freude. Er hilft seinem Team dabei, EasySteps, die Einstiegshilfe für Hunde, zu überprüfen. Zudem arbeitet er am Siebdruck, montiert Schulstühle oder Zubehörteile für die Leggero-Fahrradanhänger.

«Ich mache was ich kann — Schritt für Schritt.»

Zeichnerische Aufgaben erledigt er auch gern. Seine Schmerzen und Probleme kann er dann sogar für kurze Zeit vergessen. «Brüggli ist heilend für mich. Das ist verrückt und unbeschreiblich schön», schwärmt er. Das positive Arbeitsklima sowie die Unterstützung seiner Teamleiter weiss er zu schätzen. Bei so vielen Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Beeinträchtigungen sei dies weder einfach noch selbstverständlich. «Das erfüllt mich mit sehr viel Dankbarkeit», sagt er. Er freue sich darüber, nun wieder mehr unter Menschen zu kommen. Er hat Freundschaften geschlossen, die sein Leben bereichern. Die geregelte Tagesstruktur gibt ihm Kraft. Sein Glaube sowie die Liebe und Unterstützung seiner Ehefrau geben ihm viel Halt und den Mut, weiterzumachen. Denn im Gegensatz zum Spiel muss das Leben auch nach einem Schachmatt weitergehen. Irgendwie.

Katja Wohlwend, Mitarbeiterin Unternehmenskommunikation

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