Während Johann Kollers Militärdienst ereignete sich ein Unfall, der sein Leben für immer veränderte. Aufgeben? Das kam für Johann nie in Frage. Bei Brüggli und in der Musik findet er Halt.

Was damals genau geschah, daran hat Johann Kohler keine Erinnerungen mehr. «Aus Erzählungen weiss ich, dass ich aus einem Kasernenfenster flog und acht Meter in die Tiefe auf den Kopf stürzte», erzählt er. Diagnose: Schädelhirntrauma und mehrere Brüche der Wirbelsäule. Seither sitzt Johann im Rollstuhl. Mehr als 30 Jahre sind seit dem Militär-Unfall vergangen, in denen Johann sein Leben neu ordnen und lernen musste, den Alltag im Rollstuhl zu meistern. «Für mich war das eine sehr grosse Herausforderung und eine schwere Zeit. Aber ich habe immer gekämpft mit einem eisernen Willen. Denn es gibt immer einen Weg. Man darf nur nicht aufgeben», sagt er. Schweren Herzens musste er seine bisherige Arbeit als Elektriker in einer renommierten Firma in Engelburg aufgeben. Eine andere Anstellung im ersten Arbeitsmarkt kam nicht mehr in Frage. Stattdessen fand er bei Brüggli in der Abteilung Montage eine sinnvolle Tagesstruktur und Arbeit, die ihm gefällt. Aktuell hilft der 54-Jährige aus dem Kanton St.Gallen seinen Arbeitskollegen dabei, die Schlösser und Scharniere für die Hundeboxen von Brügglis Eigenmarke 4pets zu montieren. «Bei meiner Arbeit lege ich grossen Wert darauf, dass alles perfekt und sauber ist», sagt er.  

Heavy Metal begleitet Johann Koller durch Hochs und Tiefs.

Neue Freunde

Während seiner Rehabilitation und Wiedereingliederung erhielt er nicht nur grosse Unterstützung von der Militärversicherung und IV, den Ärzten und Therapeuten, sondern auch von seiner Familie. «Vor allem aber musste ich an mich selbst glauben und mir selbst helfen», sagt er. Von seinen Freunden konnte er jedoch keinerlei Hilfe erwarten. Sie konnten sich mit Johanns Schicksal nicht arrangieren und wandten sich von ihm ab. Inzwischen hat er mit seinem alten Freundeskreis überhaupt keinen Kontakt mehr. Johann spricht Klartext: «Scheisse! Für mich war das am Anfang sehr schwer zu akzeptieren.» Doch optimistisch wie er ist, blickte er nach vorne und nie zurück. «So bin ich eben. Ich lasse den Kopf sicher nicht hängen», sagt er schulterzuckend. Mittlerweile hat er neue Freunde gefunden. Sie akzeptieren ihn so wie er ist und teilen seine Leidenschaft für harte Gitarrenklänge. 

Johann arbeitet bei Brüggli in der Montage-Abteilung.

«Ich musste an mich selbst glauben und mir selbst helfen.»

«Heavy Metal ist mein Leben»

Seit über 40 Jahren ist Johann Koller grosser Fan der Metalband Metallica. Alles begann, als sie – damals noch fast unbekannt – 1984 zum ersten Mal im Zürcher Volkshaus und damit erstmals in Europa auftraten. Nur wenige hundert Zuschauer waren damals anwesend, darunter auch Johann Koller. «Dieser Auftritt haute mich einfach um. Es war gigantisch. Das war ein unvergessliches Erlebnis», erzählt er. Noch heute ist Johann fasziniert von der kraftvollen Musik und den tiefgründigen Texten von Metallica, die ihn sowohl unterwegs als auch zu Hause stets begleiten. Ihre Lieder haben Johann immer wieder motiviert und ihm Kraft und Mut gegeben. Ganz besonders während der schwersten Zeit seines Lebens.

Es kommt aufs Detail an: Mit Accessoires und Shirts unterstreicht Johann seinen Musikgeschmack.

Doch es ist nicht nur Metallica, wofür sein Herz schlägt. «Ich liebe auch andere Bands wie etwa Slayer, Testament oder Kreator», sagt er. Auf Konzerten findet man Johann jedoch selten. «Nur wenige Konzerthallen sind für Menschen im Rollstuhl geeignet. Ausserdem sind Open-Air-Veranstaltungen nur bei schönem Wetter zugänglich. Bei Regen bleibt man schnell im Schlamm stecken. Darauf habe ich nun wirklich keine Lust», sagt er. Trotzdem ist Heavy Metal seine grösste Leidenschaft. Dieser frönt er auch mit den Shirts seiner Lieblingsbands, die er gern trägt, oder mit dem Speichenschutz seines Rollstuhls, der aktuell mit Totenkopfmotiven und Flammen bedruckt ist: «Darin gehe ich voll und ganz auf. Heavy Metal ist mein Leben.» 

«So bin ich eben. Ich lasse den Kopf sicher nicht hängen.»

Katja Wohlwend, Mitarbeiterin Unternehmenskommunikation

Was ist Heavy Metal?

Fliegende Haare und verzerrte Gitarren: Das ist Heavy Metal, wohl die lauteste und härteste Musikrichtung, die es gibt. Durch Bands wie Deep Purple, Black Sabbath oder Led Zeppelin ist in den späten 60er Jahren der Heavy Metal entstanden. Für viele Menschen ist Heavy Metal zu wild, zu laut und überhaupt viel zu aggressiv. Ein gängiges Vorurteil ist, dass Metal nur Krach sei. Doch es ist eine hochstrukturierte Musikrichtung, mit schwierigen Gitarrenparts, Bass, Schlagzeug und brillierenden Soli. Auch Streichinstrumente und Keyboards werden hier und da eingesetzt. Typische Textinhalte sind Tabuthemen, Gesellschaftskritik, Weltschmerz und Selbsterlebtes. Der gutturale Gesang ist wichtiger Bestandteil des Metals. Diese Art des Gesangs ist technisch sehr anspruchsvoll und erfordert viel Übung. Hierbei wird zwischen Growling (grunzen), Shouting und Screaming (schreien) unterschieden. Dadurch werden Gefühlen und Emotionen nicht nur mehr Härte gegeben, sondern auch eine höhere Bedeutung beigemessen. Der Gesangsstil im Metal ist jedoch, je nach Subgenre, sehr vielfältig. Es wird nicht nur guttural, sondern auch klar gesungen. 

Heavy Metal ist nicht nur eine Musikrichtung. Für viele Menschen auf der ganzen Welt ist es ein Ventil und eine Lebenseinstellung. Ihre Szene-Identität und die Begeisterung für die Musik zeigen Metalfans mit der «Mano Cornuta». Im deutschen Sprachgebrauch wird diese Geste ganz ironisch «Pommesgabel» genannt. Dabei werden Zeige- sowie kleiner Finger von einer geballten Faust abgespreizt und im Takt der Musik geschwungen oder den Musikern entgegengestreckt. Das ist ein Symbol der Identität oder zur gegenseitigen Bestätigung, vergleichbar mit einem gehobenen Daumen. Eingeführt wurde es vom ehemaligen Black- Sabbath- und Rainbow-Sänger Ronnie James Dio. 

Die französische Metal-Band Gojira trat bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 mit der französisch-schweizerischen Opernsängerin Marina Viotti auf. Gemeinsam eröffneten sie die viertstündige Eröffnungsfeier in Paris mit dem Stück «Ah! Ca ira» als Hommage an die Französische Revolution und die Enthauptung von Marie Antoinette. Die Band Gojira bezeichnete den Auftritt bei der Olympia 2024 als «Once in a Lifetime Experience», also eine Erfahrung, die man nur einmal im Leben macht. Doch es ist viel mehr als das. Es war für die gesamte Metal-Szene ein bedeutender Meilenstein. Warum? Noch nie ist eine Metal-Band bei einer solchen Zeremonie aufgetreten. Das zeigt ganz klar, dass Heavy Metal kein Rand-Genre mehr ist, sondern ernstzunehmende Kunst, die von der Gesellschaft immer mehr akzeptiert und geschätzt wird. 

Im Heavy Metal gibt es in etwa genauso viele Metal-Subgenres wie es Metalbands gibt. Metal ist nicht gleich Metal. Eine kleine Auswahl an Metal-Arten und die bekanntesten Bands dazu in Klammern: 

  • Death Metal (Cannibal Corpse, Arch Enemy, Sodom)
  • Black Metal (Venom, Burzum, Dimmu Borgir)
  • Thrash Metal (Megadeth, Anthrax, Pantera, Metallica)
  • Doom Metal (Funeral, Pentagram, Katatonia)
  • Melodic Death Metal (Dark Tranquillity, At the Gates, Soilwork)
  • Metal Core (The Architects, Caliban, As I Lay Dying)
  • Groove Metal (Machine Head, Fear Factory)
  • Grind Core (Napalm Death, Nasum)
  • Progressive Metal (Dream Theater, Opeth, Tool)
  • Symphonic Metal (Nightwish, Epica, Within Temptation)
  • Glam Metal (Steel Panther, Kiss, Mötley Crüe)
  • Nu Metal (Korn, Linkin Park, Limp Bizkit)
  • Pagan Metal (Varg, Arkona)
  • Speed Metal (Helloween, Kreator)
  • Power Metal (Blind Guardian, Sabaton, Powerwolf)

Quellen:

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