An dem festhalten, was sie kann: Manchmal gelingt das Sandra Gmünder besser als an anderen Tagen. Sie arbeitet mit viel Herzblut und Ausdauer im Textilbereich von Brüggli. Sinnvolle Arbeit verrichten und dazugehören, das ist ihr wichtig.

Stich um Stich, Gurt um Gurt: Ihre Arbeit bedeutet der 49-jährigen Sandra Gmünder viel. Seit März 2018 ist sie im Textilbereich für das Nähen der «Zurrgurten» verantwortlich. «Ich nenne die Spanngurten lieber Zurrgurten, weil es zurrt, wenn die Eisenschnalle befestigt wird», sagt Sandra Gmünder. Ihr Arbeitsplatz ist bestückt mit einer Industrienähmaschine und schwarzen Spanngurten, die es zu verarbeiten gilt. Sie legt einen Gurt zusammen mit einer Eisenschnalle in die programmierte Nähmaschine ein und näht die Schnalle fest. Stolz ist Sandra Gmünder, wenn sie schnell vorankommt und danach sieht, was sie geleistet hat.


Konzentration beim Positionieren des Gurtes und Genauigkeit beim Nähen sind wichtige Eigenschaften. Die Stiche müssen exakt sein und die Nähte sollen identisch aussehen. Das überprüft Sandra Gmünder, bevor sie den Gurt zur Weiterverarbeitung gibt. Sicherheit und gleichbleibende Abläufe sind für sie wichtig. Zeitweise führt sie auch Endkontrollen bei anderen Arbeiten aus. Sandra Gmünder arbeitet täglich von Morgen bis Mittag. Mit den Arbeitskollegen versteht sie sich gut. Insbesondere eine Arbeitskollegin schätzt sie besonders. Diese hilft dann beim Nähen der Spanngurten aus, wenn Sandra Gmünder nicht arbeitet.

«Wenn ich nicht arbeiten könnte, hätte ich Angst durchzudrehen.»

Sie sei anderen Menschen gegenüber nicht so offen, sagt Sandra Gmünder. «Ich habe viele Enttäuschungen erlebt und wenn ich nicht arbeiten könnte, hätte ich Angst durchzudrehen», sagt sie und spannt den nächsten Spanngurt in die richtige Position ein. Vor ihrem Stellenantritt im Textilbereich hat Sandra Gmünder in einer anderen Abteilung bei Brüggli gearbeitet. Als sie die Chance bekam, bei einem Auftrag im Textilbereich auszuhelfen, wusste sie sofort: Hier möchte sie arbeiten.


Vor ihrer Zeit bei Brüggli arbeitete sie lange in der elterlichen Metzgerei. Dort unterstützte sie ihre Mutter bei der Bewirtschaftung der Ladenfläche. Einkaufen, Lebensmittel einräumen, beschriften. Zusätzlich fielen noch Putzarbeiten an. «Ganz schön viel zur damaligen Zeit», sagt Sandra Gmünder. Da sie bei ihren Eltern wohnt, übernimmt sie weitere Aufgaben: aufräumen, einkaufen, zuhören. Seit ihre Mutter schwer erkrankte, kümmert sich Sandra Gmünder um sie und die anfallenden Arbeiten daheim. «Zurzeit haben wir einen Wasserschaden im Haus. Ich habe den ganzen Sonntag damit verbracht, das Wasser aufzuwischen. Da bin ich dann am Montag schon recht müde, wenn ich zur Arbeit muss», sagt sie.

«Nähen ist alles für mich, denn das kann ich.»

Bei der Bewältigung der Erlebnisse und beim Erkennen ihrer Fähigkeiten unterstützen sie ihre Vorgesetzten. Der Hauptteil macht jedoch das Nähen der Gurten aus. «Hier zittere ich nicht so stark wie bei anderen Arbeiten», sagt sie. Sandra Gmünder zittert immer dann, wenn sie vor einer neuen Herausforderung steht. Meistens ist es davon abhängig, wie sie sich gerade fühlt. Mit den damit verbundenen Emotionen umzugehen, ist für Sandra Gmünder nicht leicht. Dann helfe ihr Musik. Vor allem Heavy Metal in Kombination mit Operngesängen gefallen ihr. Die Ex-Sängerin von «Nightwish» ist ihr grosses Idol. «Einen Konzertbesuch konnte ich mir leider noch nicht leisten, ich verfolge den Traum jedoch weiter», sagt sie. Wenn die Gefühle Achterbahn fahren und die Arbeit zuhause oder bei Brüggli zu viel wird, dann setzt Sandra Gmünder ihre Kopfhörer auf und taucht ein in ihre eigene Welt.

Diesen Beitrag hat eine Klientin in einer Integrationsmassnahme im Rahmen eines Praktikums in Brügglis Unternehmenskommunikation geschrieben. Sie möchte anonym bleiben.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein