Sirjay Brunner zieht es nach seiner KV-Lehre nicht etwa in ein Sekretariat oder Büro, sondern auf die Bühne. Das Tanzfieber hat ihn schon lange gepackt.
Während seiner Lehre zum Kaufmann EFZ hat Sirjay Brunner viel gelernt,um stets gute Noten zu erzielen. Seine Zielstrebigkeit und sein Fleiss wurden belohnt. Er schloss die Ausbildung mit einer 5,4 ab. Doch im Kaufmännischen will er vorerst nicht bleiben. Es gibt etwas, was ihm noch mehr liegt: das Tanzen. «Ich will auf die Bühne», sagt er.
Das Tanzen begeisterte ihn schon immer, doch erst ab 2019 wurde es zu seiner Passion. Alles begann damit, als er seinen Bruder in die «Dance Factory 4 You», eine Tanzschule in Romanshorn, begleitete. Vom Tanzfieber gepackt, tanzte Sirjay von nun an fast täglich. Assunta Tassone, Gründerin und Inhaberin der «Dance Factory 4 You» erlebte Sirjay immer gut gelaunt und hochmotiviert. «Man hat gemerkt, dass er das Tanzen liebt und dass er so vom Alltag abschalten kann», sagt sie. In der rhythmischen Bewegung fand Sirjay die Möglichkeit, sich auszudrücken und seinen Körper und die Musik auf einer neuen Ebene zu spüren und zu erleben. Irgendwann verliess sein Bruder die Tanzschule in Romanshorn, doch Sirjay ist geblieben.
«Brüggli hat mir viel Last von den Schultern genommen.»
Die Chance gepackt
Während der Pandemie blieben viele Tanzkollegen dem Training fern, doch Sirjay tanzte unbeirrt weiter. auch seinen Tanzlehrern fiel die Begeisterung, die Sirjay fürs Tanzen hegt, auf. «Eines Tages kam mein Tanzlehrer Wittha auf mich zu und fragte mich, ob ich es mir vorstellen könnte, mehr aus meinem Hobby zu machen», erinnert er sich. So kam der Stein ins Rollen und Sirjay begann, sich mit dem Gedanken, eine professionelle Tanzausbildung zu absolvieren, ernsthaft auseinanderzusetzen. Zu Beginn konnte sich Sirjay mit der Idee nicht richtig anfreunden, da ein künstlicher Beruf vermeintlich nicht viele Zukunftschancen birgt. Doch je länger er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm bewusst, dass er es bereuen würde, diese vielleicht einmalige Chance nicht zu nutzen.
Sirjays ursprünglicher Plan war es, direkt nach seiner Ausbildungszeit die Berufsmaturität zu absolvieren. Nun muss dies warten, denn seine Träume haben Vorrang. Die Berufsmaturität möchte er später nachholen. «Ich freue mich, dass er seine Träume verfolgt und wünsche ihm nur das Beste. Dass er schon eine Ausbildung in der Tasche hat, ist von Vorteil, denn in der Schweiz ist es nicht einfach, als professioneller Tänzer Fuss zu fassen und erfolgreich zu werden», sagt Assunta Tassone. Auch seine Eltern stehen hinter ihm und unterstützen ihn bei der Verwirklichung seines Traums.
Zusage in der Tasche
Um die dreijährige Ausbildung zum diplomierten Bühnentänzer an der renommierten Hochschule «Tanzwerk 101» in Zürich antreten zu können, musste er erst den Bewerbungsprozess bestehen, der ein Motivationsschreiben und sechs Stunden Tanztraining verschiedener Stile beinhaltet. «Das Tanztraining ist dafür da, dass die Jurymitglieder wissen, wie lernfähig und belastbar die einzelnen Schüler sind und worin ihre Begabungen liegen», erklärt Sirjay. Zu guter Letzt fand ein Vortanzen statt — allein vor den kritischen Augen der Jury. Sirjay war aufgeregt, konnte die Jury jedoch mit Breakdance und Hip Hop von sich überzeugen, was ihm die Zusage für die Tanzausbildung in Zürich sicherte. «Ich bin froh und freue mich riesig, dass es geklappt hat», sagt er. In der Tanzausbildung wird er viele urbane Tanztechniken lernen, aber auch Jazz oder Modern Dance und viele andere Tanzrichtungen. Ausserdem bekommt er jede Menge Theorie wie zum Beispiel Tanz-, Kultur und Musikgeschichte und Tanzanalyse vermittelt. Zudem warten viele Workshops und Projekttage auf ihn.
Doch damit nicht genug: Sirjay wird auch einen Schauspielkurs belegen. So kann er eines Tages als Tanzlehrer oder Choreograf Fuss fassen oder als Musicaldarsteller erfolgreich werden. Welchen Weg Sirjay nach seiner Ausbildung einschlagen wird, weiss er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Jedenfalls könne er sich eine Zukunft als Backgroundtänzer gut vorstellen. Mitglied einer Tanzgruppe zu sein fände er aber genauso aufregend. Damit diese Träume in Erfüllung gehen können, ist es enorm wichtig, dass er viel trainiert und schon während seiner Ausbildung so viele Kontakte wie möglich knüpft. Auch die regelmässige Teilnahme an Castings ist wichtig.
Er bildet sich zum Bühnentänzer weiter und denkt auch an einen Schauspielkurs.
Wichtige Erkenntnis
Die dafür erforderlichen Sozialkompetenzen hat sich Sirjay während seiner Lehre bei Brüggli angeeignet. «Dies lässt sich gut aufs Tanzen übertragen», sagt er. Denn zwischenmenschliche Interaktionen sind — vor allem in Tanzgruppen — von grosser Bedeutung. In sich hineinzuhorchen und für sich selbst einzustehen, will ihm dank der Ausbildung bei Brüggli ebenso besser gelingen. «Brüggli hat mir viel Last von den Schultern genommen und mir die Möglichkeit gegeben, mich zu entfalten und zu dem zu werden, der ich heute bin», sagt er. Heute sieht er Fehler nicht als Niederlage, sondern als Chance, um daran zu wachsen — eine wichtige Erkenntnis, die ihm bei seiner Ausbildung zum diplomierten Bühnentänzer zugutekommen wird.
Katja Wohlwend, Mitarbeiterin Unternehmenskommunikation