Roger Lieberherr sprudelt trotz schwerer Krankheit voller Lebensenergie. Nun lässt er andere Menschen an seinem Alltag teilhaben, um über seine Krankheit aufzuklären.

Ob mit dem Auto durch Europa, zelten im Tessin oder als DJ an Privatparties: Roger Lieberherr geniesst sein Leben in vollen Zügen. Vor allem das Vereinsleben macht ihm grossen Spass. Im Rollstuhlclub Thurgau etwa ist er als Vizepräsident und Vorstandsmitglied aktiv und mit dem Fasnachtsverein «BlueCr@sh» nimmt er jedes Jahr an Umzügen teil.

«Mir liegt am Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen.»

Grosse Verantwortung zu übernehmen ist für den jungen Mann auch im Berufsleben kein Problem. Denn an seinem Arbeitsplatz im Sekretariat des Illgenparks in Ramsen ist er nicht nur für die komplette Sachbearbeitung zuständig, sondern auch für die Klienten-Administration. Ausserdem unterstützt er die Geschäftsleitung, erledigt sämtliche Korrespondenzen und ist somit Dreh- und Angelpunkt des Illgenparks. Wissen und Erfahrung für diese anspruchsvolle Tätigkeiten erhielt er nicht nur durch diverse Weiterbildungen, sondern auch während seiner Ausbildungszeit bei Brüggli. 2012 schloss er die Ausbildung zum Büroassistenten und darauffolgend zum Bürokaufmann erfolgreich ab. Roger Lieberherr erinnert sich: «Brüggli konnte mir damals den idealen Rahmen für die Ausbildungen geben und dazu beitragen, dass ich den Sprung in den Arbeitsmarkt schaffen konnte, was immer mein grösstes Ziel war.»

«Brüggli hat dazu beigetragen, dass ich den Sprung in den Arbeitsmarkt schaffen konnte.»

Muskelschwund und Lähmungen

Roger Lieberherr war noch im Kleinkindalter, als die Ärzte bei ihm Spinale Muskelatrophie (SMA) feststellten, eine seltene Krankheit, bei der Nervenzellen, die für die Muskelbewegungen sorgen, geschädigt sind. Dadurch leiden die Betroffenen unter Muskelschwund
und Lähmungserscheinungen, bis hin zum Organversagen. In der Schweiz sind weniger als 100 Erwachsene davon betroffen. «Die Lebenserwartung ist aber so wie bei einem gesunden Menschen, ganz normal», erklärt Roger Lieberherr. Im Laufe der Jahre stellte das Laufen für ihn eine immer grössere Herausforderung dar, bis irgendwann der Rollstuhl zu seinem ständigen Begleiter wurde. «Ich werde täglich mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Nicht jeder Tag gelingt mir gleich. An einem Tag habe ich viel Kraft und an einem anderen Tag weniger», sagt er.

Spinale Muskelatrophie: Roger geht mutig und optimistisch mit der Krankheit um.

Aufklären und vermitteln

Dank der Patientenorganisation SMA Schweiz ist Roger Lieberherr mit anderen Betroffenen im regen Kontakt. «Der Erfahrungsaustausch ist mir sehr wichtig, da man sich so gegenseitig unterstützen und Tipps und Tricks mit auf dem Weg geben kann.» Auch andere Menschen über die spinale Muskelatrophie aufzuklären und zu sensibilisieren, ist ihm ein grosses Anliegen. Daher hat er die Instagram-Seite «SMA_er_leben_Roger» ins Leben gerufen, auf der er täglich aus seinem Alltag mit der Krankheit berichtet: «Damit möchte ich vermitteln, dass mein Leben genauso lebenswert und wertvoll ist wie das jedes anderen.»

Katja Wohlwend, Mitarbeiterin Aussenhandel

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