Ein schwerer Schicksalsschlag veränderte Tobias Rickenbachs Leben grundlegend. Bei Brüggli fand er nicht nur Unterstützung, sondern auch neue Hoffnung auf ein selbstbestimmtes Leben.

Die Jahre 2005 und 2006 sollten für Tobias Rickenbach die aufregendste Zeit seines Lebens werden. In einem Austauschschuljahr in Kanada wollte er seine Englischkenntnisse verbessern und viele neue Leute kennenlernen, und dann, so sein Plan, würde er die Lehre zum Informatiker beginnen. Doch es kam alles anders. Am 6. Januar 2006 geriet Tobias Rickenbach in einen schweren Autounfall. Fünf Wochen lang lag er im Koma, bis er in der Klinik Schmieder in Allensbach wieder zu sich kam – rechtsseitig gelähmt und mit erheblichen Störungen des Kurzzeitgedächtnisses. Eine schwere Zeit brach an, in der er langsam wieder lernen musste, wie man schluckt, spricht, sitzt und geht.

«Mein grösster Wunsch: Ich möchte meiner Familie ein gutes Leben ermöglichen.»

Neue Zuversicht bei Brüggli

Nur ein halbes Jahr nach seinem Unfall trat er seine Informatikausbildung wie geplant an. Nach wenigen Monaten musste er jedoch schweren Herzens einsehen, dass er noch nicht soweit genesen war, um ins Berufsleben einsteigen zu können. Somit musste er seine Ausbildung zum Informatiker abbrechen. Auch ein Praktikum im Detailhandel verlief nicht wie erhofft. Er erinnert sich: «Die viele Bewegung und der rege Kundenkontakt haben mich einfach überfordert.» Sein Weg führte ihn 2010 schliesslich zu Brüggli, wo er sich für eine zweijährige Ausbildung zum Büroassistenten entschied. «Das Wichtigste für mich war, dass ich endlich die Möglichkeit erhielt, zu lernen, und dass man mir Verständnis entgegenbrachte. Ich bekam so viel Zeit, wie ich benötigte. Dafür bin ich sehr dankbar», sagte er. Endlich schien die Sonne auch für ihn. Mit dem Ausbildungsplatz in der Tasche bezog er frohen Mutes seine erste eigene Wohnung. Zum ersten Mal nach seinem Unfall konnte er das Leben wieder geniessen und voller Zuversicht in die Zukunft blicken.

Tobias kämpft bis heute mit den Folgen eines Autounfalls.

Während seiner Ausbildungszeit absolvierte Tobias Rickenbach bei der Schweizer Radio-Verwertungsgesellschaft ein zehnmonatiges Praktikum. Er konnte viel Neues dazulernen und mit nationalen sowie internationalen Musikern in Kontakt kommen. Seine Ausbildung zum Büroassistenten schloss der junge Mann erfolgreich ab. Von der Musik beflügelt, begann er wenig später eine Weiterbildung zum Tontechniker. Das anspruchsvolle Vollzeitstudium war aber zu viel für den heute 31-jährigen, der noch immer mit motorischen Schwierigkeiten und mit einem schlechten Kurzzeitgedächtnis kämpft — die Folgen des Autounfalls. Deshalb musste er auch diese Ausbildung vorzeitig beenden.

Halt und Perspektiven

Vor vier Jahren wandte sich sein Leben wieder zum Guten, als er seine Freundin Adlien heiratete. Mittlerweile ist Tobias Rickenbach zweifacher Vater und sehr froh, dass er letztes Jahr die Chance erhalten hat, erneut bei Brüggli Fuss zu fassen. Seine Aufgaben, die er in der Abteilung «Qualität und Service» erledigt, gefallen ihm sehr. Vor allem der Siebdruck sowie das Zusammenbauen einzelner Teile bereite ihm Freude. Seine feinmotorischen Fähigkeiten zu schulen und seine Arbeitsqualität stetig zu verbessern ist sein grösstes Bestreben, denn eines Tages möchte Tobias Rickenbach wieder im ersten Arbeitsmarkt tätig sein. Bei Brüggli zu arbeiten fühle sich daher gut und richtig an. «Es ist ein Schritt in die richtige Richtung», sagt er, «als Vater trage ich schliesslich eine grosse Verantwortung. Ich möchte meiner Familie das gute Leben ermöglichen, welches sie verdient. Das ist mein grösster Wunsch.»

Katja Wohlwend, Mitarbeiterin Aussenhandel

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