Die Brüggli-eigene Lehrwerkstatt ermöglicht es, junge Berufsleute in mechanischen Berufen auszubilden. Hier haben viele Erfolgsgeschichten ihren Ursprung.

Sie gehören zu den schönen Momenten im Leben eines Ausbildners: Man ruft bei einem externen Unternehmen an und am anderen Ende meldet sich ein ehemaliger Lernender. Vielleicht ist er mittlerweile Vorgesetzter oder bildet selber Lernende aus. «Das kommt vor und zwar gar nicht so selten», sagt der ehemalige Ausbildner Roger Sommerhalder, seit einem Jahr Bereichsleiter Agogik Industrie Produktion. Jahr für Jahr macht das Ausbildner-Team der Lehrwerkstatt junge Berufsleute fit für den ersten Arbeitsmarkt. Die Erfolgsgeschichten sind ihr schönster Lohn.

Die Lehrwerkstatt bietet ein grosses Spektrum an Ausbildungen.

Brügglis Mechanik-Lehrwerkstatt gibt es seit über 20 Jahren; vor gut zehn Jahren fand ein grösserer Umbau statt. Diesem verdankt sie ihr heutiges Aussehen und die Möglichkeit für verschiedene Berufsniveaus. Die Lernenden können die in den Bildungsplänen vorgegebenen Handlungskompetenzen allesamt hier erarbeiten und üben – und bei Einsätzen in anderen Abteilungen anwenden. Das Ausbildner-Team begleitet momentan 15 Lernende; alles junge Männer. Weibliche Lernende sind in diesen technischen Berufen eher selten. Wir sprechen von der zweijährigen Ausbildung zum Praktiker PrA Mechanik und zum Mechanikpraktiker EBA, von der dreijährigen Produktionsmechaniker-Lehre EFZ und von der vier Jahre umfassenden Ausbildung zum Polymechaniker EFZ.


Die Diversität der Ausbildungen ist eine Herausforderung. Belegungspläne, die definieren, wann welcher Lernende welche Handlungskompetenzen erarbeitet, müssen jedes Jahr neu zusammengestellt werden, abgestimmt auf den Ausbildungsstand im jeweiligen Niveau. Drei bis zehn Wochen verbringen die Lernenden ausserhalb der Lehrwerkstatt: in der Mechanik und Montage, in der Abteilung Qualität & Service sowie in der Werkzeugausgabe. In dieser Zeit bleibt der Ausbildner für sie zuständig, ganz nach dem Lehrmeisterprinzip. Das setzt einen engen Austausch mit den Vorgesetzten in den Abteilungen voraus. Auch für die Berufsfachschulen – sie befinden sich in Rorschach, Frauenfeld, Arbon und Romanshorn – sind die Ausbildner Ansprechpartner. «Für eine optimale Betreuung der Lernenden, lohnt es sich, den persönlichen Kontakt zu den Lehrern zu pflegen», sagt Ausbildner Roman Frehner. Auch junge Berufsleute auf anderen Ausbildungspfaden, beispielsweise zum Dipl. Qualitätsmanager oder zum Praktiker PrA Industrie allgemein und Qualitätskontrolle, absolvieren in der Lehrwerkstatt einzelne Module. Möglich sind hier auch Umschulungen: zum CNC-Operator BZ oder CNC-Programmierer BZ.

«Es ist schön, ein Resultat in den Händen zu haben.»

Jeder reguläre Ausbildungsweg im Mechanikbereich startet mit der Basisausbildung, die Grundfertigkeiten wie Feilen, Drehen und Bohren umfasst. Anschliessend braucht es Arbeiten mit einem Ergebnis im Sinne eines Verwendungszwecks; das motiviert stärker als Trockenübungen. Ein Beispiel sind Pfeffermühlen: Die Lernenden stellen die Teile her und fügen sie zu einem Produkt zusammen, das sie behalten können. Der Einfallsreichtum der Ausbildner ist jedes Jahr aufs Neue gefordert; auch beim Entwickeln von Prüfungsaufgaben für die Qualifikationsverfahren der unterschiedlichen Niveaus. Sie werden alle intern durchgeführt und können bis zu 120 Stunden dauern.

Manchmal führt die Lehrwerkstatt Projekte für andere Abteilungen aus. Aus einem solchen ist der Prüfstand für die Abteilung Qualität & Service hervorgegangen, auf dem die Leggero-Veloanhänger getestet werden. Hin und wieder ist sie auch in Forschungsprojekte mit Hochschulen involviert. Zusätzlich fällt der Unterhalt von Maschinen der Brüggli-Center in ihren Aufgabenbereich. Wenn die Pasta-Maschine in der Gastronomie Usblick aussteigt, ist das ein Fall für angehende Mechaniker. Mit Unterstützung ihrer Ausbildner nehmen sie eine Fehlerdiagnose vor und reparieren den Defekt nach Möglichkeit gleich selbst. Das ist praktisch für die Usblick-Küche – um bei diesem Beispiel zu bleiben – und für die Lernenden eine gute Erfahrung.

Die Lernenden aus der Lehrwerkstatt sind gefragt.

Wie es um ihr Fachwissen bestellt ist, erfahren die Lernenden in Praktika bei Partnerunternehmen, wo sie erste Schritte im regulären Arbeitsmarkt machen. «Dort können sie sich mit anderen Lernenden messen. Im Idealfall wird ihnen bewusst, wie viel sie können», sagt Roman Frehner. Das ist wichtig für ihre Entwicklung und beeinflusst die Lernmotivation positiv. Auch die Rückmeldungen der Verantwortlichen seien in der Regel erfreulich. Manchmal ergibt es sich auch, dass Lernende die Ausbildung bei einem Partnerunternehmen beenden. Ausschlaggebend sind dabei die Kompetenzen und natürlich muss ein geeigneter Ausbildungsbetrieb vorhanden sein. Der Arbeitsvertrag bleibt in dieser Zeit bei Brüggli. Nach Ausbildungsabschluss kommt es meistens zu einer Festanstellung, eine Situation, von der beide Seiten profitieren. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte von Marlin Schmid.

Brüggli-Lernende aus der Lehrwerkstatt sind gefragt: «Es gibt Firmen, die melden sich, weil sie gute Erfahrungen gemacht haben und noch mehr Lernende oder Lehrabgänger übernehmen möchten», sagt Roger Sommerhalder. Das Konzept Lehrwerkstatt scheint zu funktionieren.

Lernende erzählen von ihren Ausbildungen und dem Alltag in der Lehrwerkstatt

«Ich bin zufrieden»


Ramon Hug, Mechanikpraktiker EBA, 2. Lehrjahr

Meine individuelle praktische Arbeit (IPA) bestand aus Fräsarbeiten – mein Wunschthema. Ich habe am ersten Tag eine Zeichnung erhalten und anhand dieser den Operationsplan angefertigt. Anschliessend musste ich fünf Teile für eine Stanzvorrichtung herstellen. Es waren intensive Tage, aber ich bin zufrieden. Das Schwierigste war, die Soll-Zeiten einzuhalten. Gewisse Abweichungen sind zwar okay, aber trotzdem möchte man den Vorgaben so nahe wie möglich kommen. Im Sommer steht für mich die RS an. Ich gehe zu den Flugzeugmechanikern. Wenn es mir gefällt, vertiefe ich das Thema in einer weiteren Ausbildung. Andernfalls bleibe ich bei meinem Ursprungsplan und nehme nächsten Sommer die vierjährige Lehre zum Baumaschinenmechaniker in Angriff.

«Der richtige Entscheid»


Theodor Olbrich, Polymechaniker EFZ, 4. Lehrjahr

Ich bin nach dem ersten Lehrjahr zu Brüggli gekommen. Das war die richtige Entscheidung. Hier war der Druck weniger hoch und wir hatten mehr Zeit für die Arbeitsschritte. Ein weiterer Vorteil: Das Spektrum an Werkzeugen und Materialien ist breiter als anderswo. An der IPA habe ich mit der CNC-Dreh- und der CNC-Fräsmaschine ein Stanzwerkzeug hergestellt. Anfangs stressten mich die Zeitvorgaben zu stark. Und dann ist es passiert: Ein Teilchen musste ich zweimal herstellen, was mein Bestreben, die Soll-Zeit zu erreichen, zunichtemachte. Die letzten Monate der Lehrzeit verbringe ich im Praktikumsbetrieb. Dort wechsle ich im Sommer wahrscheinlich in eine fixe Anstellung. Ich würde mich wieder für eine Polymechaniker- Lehre entscheiden, so könnte ich doch noch die Note 6 erreichen. Ein Studium im Energiebereich wäre bei einem Neuanfang jedoch auch eine Option.

«Interessante Abwechslung»


Riccardo Currà, Produktionsmechaniker EFZ, 2. Lehrjahr

Das Praktikum war eine interessante Abwechslung zum Alltag in der Lehrwerkstatt. Die Lernenden dort werden weniger begleitet; sie arbeiten autonomer. Es verträgt auch mehr Direktheit als bei uns, hatte ich das Gefühl. In der ersten Praktikumswoche war ich mit einem Kundenauftrag an der Drehmaschine beschäftigt. Die Aufgabe ist mir gut gelungen, das hat mich gefreut. Die zweite Woche war dem Thema Fräsen gewidmet und in der dritten ging’s in die Montage. Dort war es schön ruhig. Mit den anderen Lernenden bin ich gut ausgekommen. Es war sogar eine Frau dabei, das gibt es nicht oft. Die grösste Herausforderung in diesen drei Wochen: Ich musste immer das Mittagessen zu Hause vorbereiten, weil es keine Kantine gab.

«Ein Resultat in den Händen»


Ucheka Edwards, Mechanikpraktiker EBA, 1. Lehrjahr

Im überbetrieblichen Kurs (ÜK) haben wir anhand einer Zeichnung Teile für einen Schraubstock hergestellt. Beim Drehen und Fräsen muss man sehr genau arbeiten. Auch beim Bohren kommt es auf Zehntelmillimeter an, sonst produziert man Ausschuss. Es ist nervig, wenn es beim Montieren nicht stimmt. Ich hatte Freude an dieser Arbeit und war stolz auf das Ergebnis. Ich finde es schön, nach getaner Arbeit ein Resultat in den Händen zu halten. Das ist nicht in allen Berufen so. Im Team in der Lehrwerkstatt arbeiten wir gut zusammen und das Arbeitsklima ist angenehm. Ich war nach dem ÜK gerne wieder bei meinen Arbeitskollegen.

Sarina Neuhauser

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein