Ein Anliegen zu äussern, ist nicht immer einfach. Im Co-Packing kam der Wunsch auf, anonym Anregungen abgeben zu können. Ein Briefkasten sollte entstehen. Drei Mitarbeitende nahmen sich der Aufgabe an – und wie!

Eveline Büchler, Patrizia Schildknecht und Martin Vieli waren sofort mit an Bord, als sie im vergangenen November an der monatlichen Bereichssitzung von der Projekt-Idee hörten: ein Briefkasten, in den die Mitarbeitenden ihre Anliegen, Lob und Kritik einwerfen können. Bereits eine Woche später fand die erste Team-Besprechung statt. Alle stürzten sich mit Begeisterung in die Konzeption. Wie sollte der Briefkasten aussehen? Was musste beachtet werden? Noch im selben Monat erstellte das Projekt-Team einen Prototyp aus Karton. Sabrina Urech, Teamleiterin Co-Packing, kam aus dem Staunen nicht heraus. Sie ist die Ansprechperson für die Projekt-Mitarbeitenden und momentan in der Ausbildung zur Arbeitsagogin. «Ich suchte zu der Zeit noch ein Thema für meine Diplomarbeit. Als ich sah, wie toll die drei das umsetzten, wusste ich: Das ist es!», sagt sie.

Alle sollen ihre Anliegen äussern können. Der Briefkasten hilft dabei.

Doch dann kam das Projekt ins Stocken. Der Briefkasten sollte aus Holz hergestellt werden. «Von uns konnte das aber keiner», sagt Martin Vieli. Deshalb ging das Projekt zur Weiterführung in die Abteilung Integrationsmassnahmen (IM). Schnell fand sich ein IM-Mitarbeiter, der die Aufgabe annehmen und den Rohling aus Holz bauen konnte. Da er viele Arbeitseinsätze in anderen Abteilungen hatte, musste sich das Projekt-Team aber etwas gedulden. Nach zwei Monaten kam das Projekt zurück ins Co-Packing – das Warten hatte sich gelohnt. «Er hat das wirklich toll umgesetzt! Wir sind sehr zufrieden mit dem Resultat», ist sich das ganze Projekt-Team einig. «Ohne ihn wäre das alles kaum zustande gekommen», ergänzt Patrizia Schildknecht. Das Briefkasten-Projekt zeigt auf, wie wertvoll eine gute Zusammenarbeit unter den verschiedenen Abteilungen sein kann.


Im nächsten Schritt ging es ums Bemalen des Holz-Rohlings. Dafür haben Evline Büchler, Patrizia Schildknecht und Martin Vieli eigens ein Farbkonzept erstellt. Denn der Briefkasten sollte nicht irgendwie aussehen, sondern zum Co-Packing passen. «Wir haben uns gefragt, welche Farben wir in der Abteilung haben», sagt Patrizia Schildknecht. «Da ist zum einen unser T-Shirt: eine Art Anthrazit», sagt Eveline Büchler. Ausserdem gehört die Abteilung zu Brüggli Medien, das im Logo einen orangenen Punkt hat. Es fehlte noch eine dritte Farbe. «Plötzlich ist mir aufgefallen, dass wir ja blaue Säulen in der Abteilung haben», sagt Patrizia Schildknecht. Die Farben waren gefunden, aber die Arbeit noch längst nicht getan. «Es sollte ja nicht irgendein Orange oder Blau sein, sondern möglichst nahe an dem dran, was wir hier haben», erklärt Martin Vieli. Deshalb glich er die Farben mit einem Pantone-Fächer ab. Im Baumarkt suchte das Team dann die entsprechenden Farben. Doch es gab keine, die genau mit dem Wunsch-Farbton übereinstimmten. Also liessen sich die drei Mitarbeitenden die exakten Farben kurzerhand zusammenmischen.

«Wir wollten die Leute begeistern und vor allem die Skeptiker überzeugen.»

Auch anderen Herausforderungen stellte sich das Team, ohne zu zögern. Die Grösste war das Umsetzen des «Fähnchen-Mechanismus». Der Briefkasten sollte im amerikanischen Stil gebaut werden. Bei diesem System erkennt der Besitzer des Briefkastens, dass er Post erhalten hat, wenn das Fähnchen, das an der Seite angemacht ist, nach oben zeigt. «Das war eine echte Knacknuss. Martin hat extrem lange daran rumgetüftelt», sagen seine Kolleginnen. Eigentlich sollte sich das Fähnchen selbst aufrichten, sobald jemand einen Zettel einwirft. «Ich habe alles probiert, aber es funktionierte einfach nicht. Papier ist einfach zu leicht», sagt Martin Vieli. Auf das Fähnchen verzichten wollte aber niemand aus dem Team, weshalb eine praktische Lösung hermusste: Mit einem Hebel kann das Fähnchen manuell nach oben gebracht werden. «Wenn jemand einen Zettel einwirft, muss er den Hebel betätigen. Das haben wir allen genau erklärt.»


Der Hebel-Mechanismus wurde so gebaut, dass das Fähnchen gegen andere Figuren ausgetauscht werden kann – je nach Saison: Zum Beispiel gibt es ein Vögelchen oder einen Herbststrauch und für den Winter soll noch ein Weihnachtsmann gebastelt werden. Auch das hat das Projekt-Team seinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Co-Packing eindrücklich demonstriert. In mehreren Präsentationen erzählten Eveline Büchler, Patrizia Schildknecht und Martin Vieli von ihren Erfahrungen, zeigten den Projekt-Prozess auf und testeten ihre Kollegen am Ende mit einem kleinen Quiz. «Es war uns wichtig, dass alle verstehen, wie der Briefkasten funktioniert. Deshalb haben wir auch viel Humor reingebracht», sagt Patrizia Schildknecht. «Mit Humor kommen die Infos besser bei den Zuhörern an», pflichten ihre Team-Kollegen bei. Das war aber noch nicht alles. Die Präsentation wurde zusätzlich mit Musik und Video aufgepeppt. «Unser Ziel war, alle zu begeistern und vor allem die Skeptiker zu überzeugen», sagt Patrizia Schildknecht. Und das taten sie: Die Co-Packing-Mitarbeitenden waren begeistert und manch Teamleiter war sprachlos ob der Originalität.

«Mit Humor kommen die Infos besser bei den Zuhörern an.»

«Es ist toll, dass unser Projekt so gut bei den Leuten ankommt. Und eigentlich ist es schade, dass es jetzt zu Ende ist», sagt Patrizia Schildknecht. Martin Vieli kann dem Ende auch etwas Gutes abgewinnen: «Für mich ist es gut, etwas erfolgreich abzuschliessen.» Dass es unglaublich viel Spass gemacht hat, an diesem Projekt mitzuwirken, darin sind sich alle einig. Und was folgt jetzt? Das Projekt-Team hofft, dass der Briefkasten rege genutzt wird. Er sei für die ganze Abteilung da, aber vor allem für die Leute, die sich ohne ihn nicht trauen würden, ein Anliegen zu äussern – damit auch ihre Stimme gehört wird.

Larissa Herzog


Video-Präsentation
Wie sie bei der Projektarbeit vorgegangen sind, erklären Martin Vieli, Eveline Büchler und Patrizia Schildknecht im Video, das sie von A bis Z selbst erstellt haben – sogar mit selbstkomponierter Musik.

2 Kommentare

  1. Hallo Frau Herzog, … habs Ihnen zwar schon persönlich mitgeteilt, aber ihre Promotion in die Öffentlichkeit hat mir gut gefallen. Top Arbeit! – grosses Dankeschön. Martin Vieli, CoPacking Brüggli

    • Hallo Herr Vieli, vielen Dank für das Kompliment. Es hat mir sehr viel Freude bereitet, über Ihre Arbeit zu berichten. Weiterhin viel Erfolg und alles Gute!

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